1940 - Mille Miglia/Italien
Am 28. April 1940 fällt der Startschuss zum diesjährigen Langstreckenrennen „Mille Miglia" (Italien). Die Besetzung der Startnummer 74, Ralph Roese & Adolf Brudes werden nach der Zieldurchfahrt als 3. Gesamtsieger und als 2. Sieger in der Klasse bis 2000 ccm auf einem BMW 328 MM Roadster mit 135 PS, 2 Liter Hubraum, 6 Zylinder Motor einen historischen Erfolg erringen.
In den letzten drei Tagen vor dem Rennen versammelten sich die Teilnehmer mit ihren Fahrzeugen zur Abnahme auf der Piazza della Vittoria im Herzen Brescias. Die fünf deutschen BMW Wagen wurden mit silberner Lackierung präsentiert. Dominiert wurde das Starterfeld traditionsgemäß von den „Roten“. 70 italienische Fahrerteams auf FIAT, Lancia und Alfa Romeo waren erschienen. Auch zwei „blaue“ Fahrzeuge des französischen Herstellers Delage kamen zum Einsatz, ihre Fahrer waren aber ebenfalls Italiener.
Als Fahrer der drei Stromlinienroadster wurden die Mitglieder der NSKK-Mannschaft bestimmt, die seit zwei Jahren die deutschen Interessen bei ausländischen Rennveranstaltungen mit großem Erfolg vertreten hatten. Wagen Nr. 71, der erste Stromlinienroadster, wurde von Hans Wencher und Rudolf Scholz pilotiert, die zwei weiteren Roadster mit der Nummer 72 von Willi Briem und Uli Richter, die Nr. 74 von Ralph Roese und Adolph Brudes. Auftragsgemäß sollten diese drei Teams nicht ihr Äußerstes geben, sondern schnell und materialschonend zugleich fahren. Zwar wurden auch vordere Platzierungen angestrebt, das Hauptaugenmerk lag jedoch auf dem Ankommen und damit dem Gewinn des Mannschaftspreises.
Die beiden Coupés hingegen waren von der ONS gemeldet worden. Das Touring Coupé fuhren Fritz Huschke von Hanstein und Walter Bäumer. Für das werkseigene Kamm Coupé hatte man mit dem Grafen Giovanni Lurani Cernuschi und Franco Cortese zwei hervorragende italienische Fahrer gewonnen. Diese zwei Coupés waren für den Gesamtsieg, während alle Welt traditionsgemäß von einem Sieg der Alfa Romeo Mannschaft ausging. Die Chancen für das italienische Team standen nicht schlecht, hatte doch das Kamm Coupé bei den Testfahrten bessere Fahreigenschaften gezeigt und deutlich höhere Geschwindigkeiten erzielt, als das Touring Coupé
Für die 1491,858 km lange Strecke benötigten sie nur eine Zeit von 9:13:27,600 !! Der Rundkurs ist dabei nicht mehr der alte: Im Vergleich zum Streckenverlauf seit 1927 ist er gefährlicher und schneller geworden. Der veränderte Kurs führt nun über eine abgesperrte Strecke, von Brescia nach Mantova und über Cremona wieder zurück nach Brescia, die neunmal durchfahren wird.
Da die Fertigstellung eines der drei auf Basis des erfolgreichen Serienmodells BMW 328 gebauten Renn-Roadster im Hinblick auf die "Mille Miglia" 1940 zu viel Zeit in Anspruch nahm, verlud man die fahrbereiten Chassis mit den fertigen Gitterrohrrahmen der anderen beiden auf Lastwagen in Richtung Mailand, um sie dort für das Rennen zu Ende karrossieren zu lassen. Die dort ansässige Firma Touring hatte sich auf Anfrage bereit erklärt, die Aluminiumaufbauten im Eilverfahren fertig zu stellen. Die beiden dort gefertigten Roadster hatten daher auch nicht die für den in München entstandenen "Bügelfalten-Roadster" charakteristischen Falten auf den Kotflügeln.
Bei der "Mille Miglia" 1940 trugen die beiden Wagen mit ihren Fahrer-Teams Ralph Roese/Adolf Brudes und Willi Briem/Uli Richter dazu bei, daß BMW den Mannschaftspreis gewinnen konnte.
Adolf Brudes fuhr den ersten Teil des Rennens und Ralph Roese den zweitenTeil der sehr schnellen und gefährlichen neuen Strecke um dann mit 10 Sekunden Vorsprung vor den dauernd Druck machenden Fahrern Biondetti/Steffani auf Alfa Romeo als 3. Sieger im Gesamtklassement ins Ziel zu kommen.
Sieger war die Besatzung Huschke von Hanstein & Walter Bäumer auf einem BMW 328 MM Touring Coupé mit der Startnummer 70. Huschke von Hanstein (1911 - 1996) entdeckte und förderte u.a. den F 1 Rennfahrer "Graf Berghe von Trips" !!!!
Zweiter Sieger, fünfzehn Minuten dahinter, war der Alfa Romeo von Farina und Mambelli, gefolgt von dem in nur 3 Minuten Abstand fahrenden BMW 328 MM Roadster von Ralph Roese und Adolf Brudes. Sie benötigten 9 Std. 13,27 Min. bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 161,095 km/h. Sie sollen von höchster Stelle Befehl erhalten haben, ihre Geschwindigkeit zu verlangsamen, um eine weitere sportliche Demütgung für die italienischen Verbündeten zu vermeiden, allerdings sollte stets darauf geachtet werden, nicht von der unmittelbar folgenden Besatzung Biondetti/Steffani auf Alfa Romeo noch überholt zu werden. 1965 erinnerte sich Adolf Brudes in einem Interview, daß er, Ralph Roese und einige der berühmtesten Rennfahrer seiner Zeit, darunter Fritz Huschke von Hanstein und Walter Bäumer im BMW 328 Touring Coupé, 1940 auf dem Weg zur "Mille Miglia", den BMW 328 Roadster (Bügelfalten-Roadster) von München über den Achenpass durch Österreich und dann über den Brenner nach Brescia fuhren. Im Konvoi von drei Wagen rollten sie im März 1940 auf eigener Achse über die Alpen - man möchte in Italien noch ausgiebig trainieren !
Trotz politischer Wirren wird am 28. April 1940 die Startflagge gehoben.